Epochale Veränderungen

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Mit den Worten "epochale Wende" beschreibt Johannes Fichtenbauer, Vorsitzender des Runden Tisches, in seiner Eröffnungsansprache der Herbsttagung des Runden Tisches die staatliche Anerkennung der "Freikirchen in Österreich", welche im August in Kraft getreten ist. Ein jahrhundertelanges Zeitalter gehe damit zu Ende, in dem die Freikirchen als "radikaler Flügel" der Reformation zunächst blutig verfolgt, dann unterdrückt und zuletzt sehr ungleich behandelt worden waren. Innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne war die Wende gekommen, die zu einer vollen Anerkennung als Kirche führte. Fichtenbauer führt diese Entwicklung auf mehrere Faktoren zurück. Zwei davon seien erstens die starke Unterstützung durch die katholische und evangelische Kirche, und zweitens die Art und Weise, wie es den fünf freikirchlichen Gemeindeverbänden gelungen war, aufeinander zuzugehen.

In nicht einmal zwei Jahren wurde ein gemeinsames konfessionelles Dach konstruiert, das kein reines Zweckbündnis ist, sondern das auf einer breiten theologischen Basis und einem gewachsenen, authentischen Miteinander beruhe. Der Runde Tisch habe dabei eine ganz wichtige Schlüsselrolle innegehabt, ohne die es nicht zur Anerkennung der Freikirchen gekommen wäre, so Fichtenbauer.

Im Verlauf der zweitägigen Tagung besprachen die 40 Teilnehmenden weitere theologische und praktische Aspekte, die mit der Anerkennung der Freikirchen zu tun haben. Die unterschiedlichen Sichtweisen der kirchlichen Leitungs- und Dienstfunktionen ("Ämter") in der katholischen und evangelischen Kirche bzw. in den Freikirchen wurden intensiv diskutiert. Gastreferent Willibald Sandler, ao. Professor an der Uni Innsbruck in den Bereichen Dogmatik, Fundamentaltheologie und Ökumene, referierte über das katholische Amtsverständnis. Die freikirchliche Position stellte anhand ihres eigenen Gemeindebundes, der Freien Christengemeinde in Österreich, Nicole Fiausch, Salzburg, vor. Lars Heinrich wiederum stellte einige Passagen aus dem Lima-Papier von 1982, einem Konvergenzpapier des Ökumenischen Rates der Kirchen vor. Am Ende formulierte Johannes Fichtenbauer aus den Beiträgen "Acht Thesen zur Konvergenz in der Ämterfrage", die noch weiter zu diskutieren sein werden.

Ebenso intensiv wurde in Kleingruppen an weiteren Themen gearbeitet: Religionsunterricht, Kasualien (z.B. Hochzeiten und Beerdigungen), Mitgliedschaft und Mitgliedsbeiträge, Charta Oecumenica, die Auswirkungen des Ganzen auf die Arbeit des Runden Tisches. Gerald Wakolbinger, Moderator des Plenums über diese Aspekte: "Ich bin absolut erstaunt und erfreut darüber, wie viele praktische Aspekte wir heute entdeckten und ansprechen konnten. Da sind eine Menge Ideen und Anstöße dabei, welche die Leitung der Freikirchen in Österreich aufgreifen kann, um sich weiter damit zu befassen. Es war ein sehr fruchtbarer Austausch!"

Am Abschlussvormittag wurde anhand vieler Veranstaltungsberichte, Beratungen und Hinweise in bunter Vielfalt klar, wie weit der Einfluss der Versöhnungsarbeit des Runden Tisches in Österreich und darüber hinaus inzwischen reicht. Eine sehr gute Gelegenheit, sich persönlich ein Bild davon zu machen, bietet die nächste Begegnungskonferenz des RT von 27.-29. März 2014 im Bildungshaus Schloss Puchberg / Wels. (FR/GW)

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